Novum in der Klubgeschichte
Aus dem Donaukurier, Text und Foto von Matthias Vogt
So mancher Fußballfan im Umkreis dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, als vor kurzem die SG Edelshausen als Teilnehmer am Totopokalwettbewerb und erster Gegner des SV Waidhofen im Spielplan auftauchte.
Sofort gingen auch die Spekulationen los, was das wohl zu bedeuten habe. Die Antwort darauf ist aus regionaler Sicht nun eine sehr erfreuliche: In der Saison 2021/22 wird die SGE tatsächlich erstmalig in ihrer Geschichte und damit als 15. Mannschaft aus dem Altlandkreis Schrobenhausen am Punktspielbetrieb teilnehmen sowie höchstwahrscheinlich in der B-Klasse Neuburg an den Start gehen.
Klar, die überraschten Reaktionen können die beiden SGE-Vorsitzenden Oswald Prummer und Friedrich Hora schon gut nachvollziehen. In einer Zeit, in der sich die Vereine eher darum sorgen müssen, ob sie alle ihre Spieler nach der langen Corona-Zwangspause wieder begeistern können, sei es wohl ungewöhnlicher denn je, eine komplett neue Mannschaft herauszubringen. Damit geliebäugelt hatte man in Edelshausen schon länger, verrät Hora, „aber gerade in der jetzigen Zeit gab es natürlich keinen konkreten Plan“, so der zweite Vorsitzende. Doch dann hätten sich die Dinge plötzlich so ergeben. . .
Oder um es konkreter auszudrücken: Der ehemalige Pächter des Edelshausener Sportheims, ein Rumäne, kam mit seiner Idee um die Ecke, die eigenen Kontakte zu nutzen, um im Norden Schrobenhausens quasi eine neue Mannschaft „einzusetzen“. Eine rumänische Mannschaft wohlgemerkt – mit Landsleuten, die vor allem im Raum Pfaffenhofen oder Ingolstadt leben, teilweise sogar schon mal höherklassig gekickt haben (unter anderem in Ungarn) und ab sofort also die SG Edelshausen vertreten sollen. Motiviert, ehrgeizig und erstmalig in der über 30-jährigen Vereinshistorie im Punktspielbetrieb.
Dass das ein eher ungewöhnlicher Weg ist, den Verantwortlichen ist es bewusst. Einer Mannschaft, die quasi keinen Bezug zum Verein hat, anzuvertrauen, diesen zu repräsentieren: „Natürlich ist das ein Stück weit gewagt“, sagt Hora. Auf der anderen Seite betont er allerdings: „Es kann sich doch auch sehr positiv auf den Verein auswirken, wenn wieder mehr Leben herrscht. “ Eigenen Fußballnachwuchs gebe es schließlich nicht, Spieler aus der Region seien bereits bei vielen anderen Klubs im Umkreis verwurzelt – und finanziell in eine Mannschaft zu investieren, käme sowieso nicht infrage. Wenn es also eine SGE-Vertretung im Ligabetrieb geben soll, dann wohl nur so. „Also warum sollen wir jetzt diesem engagierten Team keine Plattform bieten? „, fragt sich Prummer. Ein spannendes Projekt ist es für die SGE und auch für den gesamten Altlandkreis wohl allemal.
Denn tatsächlich lädt die Plattform, von der die Verantwortlichen sprechen, ja irgendwie dazu ein, mehr daraus zu machen. Und so wird zwischen Naturidylle und Industriecharme auf dem schönen Edelshausener Sportgelände in Zukunft nicht nur Tennis, sondern auch wieder regelmäßig Fußball gespielt, aktuell schon fleißig trainiert und danach auch mal zusammen gegrillt. Die Bindung der Spieler zum Verein soll so entstehen. „Es ist noch ein gewisses, beidseitiges Abtasten“, sagt Prummer: „Das muss wachsen, aber die Jungs sind sehr engagiert und ehrgeizig, regeln viel in Eigeninitiative. “ Bis zum Saisonstart 2021/22 soll sich all das noch besser einspielen.
Was freilich auch zur Frage führt, wie die neue Mannschaft dann wohl sportlich in der B-Klasse Neuburg mithalten kann. Prummer und Hora zucken beide mit den Schultern. „Das ist sehr schwer zu sagen. Es ist eine generationenübergreifende Mischung – mit ein paar durchaus guten Fußballern drin“, sagt der zweite Vorsitzende: „Ich denke, das Team kann schon einigen Gegnern in der B-Klasse Probleme bereiten. “ Eine „Gaudi-Truppe“ ist die Mannschaft, die zurzeit sogar am Sonntagvormittag bei jedem Wetter trainiert, jedenfalls nicht. Stattdessen legt das Trainerduo Algeorge Ionel Radu (35) und Lupsa Ionel Mihai (41) viel Wert auf eine gewissenhafte und disziplinierte Vorbereitung. „Wie sie sich bisher hier präsentieren, das zeugt schon vom Willen, auch etwas zu bewegen“, freut sich Prummer.
Und ja, natürlich hoffen die Edelshausener Verantwortlichen genau darauf: dass sich an den Spieltagen dann auch etwas rührt auf dem SGE-Gelände, dass die Mannschaft insgesamt für positive Nachrichten sorgt. „Wir hoffen vor allem auf eine Saison, die vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie normal und vollständig ablaufen kann“, sagt Hora. Und im Zuge dessen soll sich auch die noch etwas ungewohnte Liaison zwischen der SGE und ihrer neuen Mannschaft weiter verstärken. „Natürlich wäre es schön, wenn hier etwas entsteht“, sagt Prummer, der den Gedanken gerne weiterspinnt: „Vielleicht könnten sich dann ja in Zukunft auch ein paar einheimische Spieler vorstellen, hier mitzumachen – und es könnte sich mehr denn je eine schöne Mischung entwickeln. „
Und im negativen Fall, falls die Hoffnungen doch enttäuscht werden, die Pläne doch schiefgehen sollten? „Dann haben wir auch nicht viel verloren und hätten es wenigstens versucht“, sagt Hora, der sich ganz sicher ist: „Dieser Versuch ist es auf alle Fälle wert. „